Rheinhessen-Fachklinik eröffnet von AZ-Lesern geförderte therapeutische Bogenschießanlage

Bogenschießanlage der Strubbelkids

Von Stefanie Widmann

ALZEY – Was Übung doch ausmacht. Geradezu lässig schießt Sigrid Meitzler, Krankenschwester und Kursleiterin, beim therapeutischen Bogenschießen zwei Pfeile in die inneren Ringe, ehe sich andere Teilnehmer vergeblich bemühen, überhaupt nur die aufgestellte Zielscheibe zu treffen. Bogenschießen erfordert Ruhe und Konzentration, es fördert das Selbstbewusstsein. Deshalb hatte der Förderverein „Strubbelkids“ für Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen eine solche Anlage schon länger auf der Wunschliste. Am Montag wurde die Bogenschießanlage nun in der RFK eingeweiht – quasi als Geschenk der AZ-Leser an die „Strubbelkids“, denn die knapp 24 000 Euro, die für die Errichtung nötig waren, stammen aus der AZ-Weihnachtsaktion „Leser helfen.“

Bei Wind und Wetter gehämmert und geschraubt

Den AZ-Lesern dankte dann auch Daniela Eckhardt, Vorsitzende des Fördervereins „Strubbelkids“, ebenso wie jenen Vereinsmitgliedern, die das Ganze mit viel Eigenleistung auf dem Klinikgelände umsetzten, allen voran Jürgen Sartorius. Selbst bei Kälte und Nässe hätten die Aktiven gehämmert und geschraubt. Inzwischen stünden schon zwei Trainer bereit, drei weitere seien in Ausbildung.

Zwei Zielschreiben in unterschiedlichem Abstand zum Holzunterstand sowie ganz hinten ein beweglich aufgehängter Sack mit einer Zielscheibe, der gerade durch den Wind am Eröffnungstag eine besondere Herausforderung bildete, laden auf der Anlage zum Zielen und Treffen ein. Während auf der einen Seite eine Mauer die Grenze bildet, sind auf der anderen Seite sowie hinter den Zielscheiben große grüne Netze aufgehängt, die dafür sorgen sollen, dass sich kein Pfeil nach draußen verirrt.

Pflegedirektor Frank Müller wertete die Einweihung der therapeutischen Bogenschießanlage als eine schöne Gelegenheit, um die gute Zusammenarbeit zwischen der Klinik und dem Förderverein zu illustrieren, in der einer den anderen unterstützt. So übernehme die RFK beim 24-Stundenlauf für die „Strubbelkids“ den organisatorischen Teil, während diese wiederum die Klinik unterstützten und gezielt förderten.

Müller erinnerte dabei auch an den Hochseilgarten, den die „Strubbelkids“ vor einigen Jahren ebenfalls mithilfe von Spendengeldern aus der AZ-Leser-helfen-Aktion installiert hatten. In der Klinikleitung sei damals einige Überzeugungsarbeit nötig gewesen, von der Sorge um die Bäume auf dem Klinikgelände bis hin zu den Gefahren einer solchen Anlage habe es Bedenken gegeben. Heute werde die Anlage rege genutzt. „Es gibt viele Anfragen, auch von außerhalb, der Hochseilgarten ist ein Thema, das nach innen wie außen gewirkt hat.“ Mit der therapeutischen Bogenschießanlage sei es ähnlich, auch sie biete tolle Chancen, nach außen wirken zu können.

Es geht um die Hand-Auge-Koordination

Mit angestoßen hat das Projekt Meitzler, die Bogenschießen schon lange zu ihrem Sport erkoren hat. Was das therapeutische Bogenschießen vom Wettkampfsport unterscheide, sei, dass der Schütze keinen Stabilisator und kein Visier benutze. „Die Zieleinrichtungen fehlen, es geht um die Hand-Auge-Koordination“, erläutert sie. Sie sei schon lange mit Kleingruppen auf den Schießplatz gegangen und habe gemerkt, wie gut es ihnen gefällt. „Sie profitieren davon, etwas zu schaffen und zu treffen“, erläutert sie. „ADHS-Kindern hilft Bogenschießen, sich besser zu konzentrieren“, sagt Meitzler.

Quelle: Allgemeine Zeitung
Foto: pa/Selak